Ener­gie­wen­de im Denkmalschutz

Wie Sascha Link ein altes Forst­haus ins 21. Jahr­hun­dert holt

Lon­ner­stadt – Die ener­ge­ti­sche Sanie­rung denk­mal­ge­schütz­ter Gebäu­de gilt als schwie­rig. Sascha Link hat sich bei der Sanie­rung des fast 200 Jah­re alten Ails­ba­cher Forst­hau­ses davon nicht ent­mu­ti­gen lassen

Sascha Link hat das alte Forst­haus von Ails­bach saniert, das als his­to­ri­sches Schmuck­stück des Dor­fes gilt.

Neben dem Hir­ten­haus aus dem Bau­jahr 1800, in dem sich heu­te das Domi­zil des Ails­ba­cher Dorf­ver­eins befin­det, gibt es noch ein zwei­tes his­to­ri­sches Schmuck­stück in dem klei­nen Lon­ner­stad­ter Orts­teil: Das ehe­ma­li­ge Forst­haus, erbaut anno 1834 aus dicken Sand­stein­qua­dern. Dort leb­te zuletzt die Wit­we Maria Schu­bert und der heu­ti­ge Eigen­tü­mer Sascha Link erin­nert sich, dass das Gebäu­de schon in sei­ner Kind­heit ein Sehn­suchts­ort für ihn war.

Zwei­ter Umbau nach der Außer­dienst­stel­lung beim Staat

„Ich bin als Kind immer mit dem Fahr­rad an die­sem alt­ehr­wür­di­gen Forst­haus vor­bei­ge­fah­ren und dann hat man halt ab und zu auch mal hin­ein gespitzt.“ Er habe damals immer wis­sen wol­len, was sich in die­sem „ver­wun­sche­nen Schloss“ ver­birgt. Inzwi­schen ist Link erwach­sen und betreibt ein eige­nes Unter­neh­men. Vor rund zwei Jah­ren habe er dann end­lich sei­nen gan­zen Mut zusam­men­ge­nom­men und die alte Eigen­tü­me­rin gefragt, ob das Haus womög­lich zu haben wäre, so Link weiter.

Die bei­den wur­den sich einig, so dass Sascha Link das alte Forst­haus Anfang 2023 zusam­men mit sei­ner Ehe­frau erwer­ben konn­te. Seit­dem flos­sen viel Zeit, Geld und Hirn­schmalz in einen erneu­ten Umbau. Denn das Archi­tek­ten­ehe­paar Schu­bert hat­te das Forst­haus bereits nach der Über­nah­me vom Staat in den 1960er-Jah­ren saniert und zum Wohn­haus umgebaut.

Beson­ders stolz ist Sascha Link auf das schö­ne Trep­pen­haus im inne­ren des Gebäudes

Höchs­te Zeit also, noch ein­mal Hand anzu­le­gen. Zudem Sascha Link sehr kon­kre­te Plä­ne hat: Ins Erd­ge­schoss des sanier­ten Forst­hau­ses will er mit sei­ner eige­nen Fami­lie ein­zie­hen; das Ober­ge­schoss soll als Woh­nung ver­mie­tet wer­den. Und in der ehe­ma­li­gen Scheu­ne mit Stall soll das Unter­neh­men von Link ein­zie­hen, das sich mit Ener­gie­be­ra­tung, Elek­tro­in­stal­la­ti­on und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen beschäf­tigt. Das Lager des Betriebs ist schon in die ehe­ma­li­ge Scheu­ne ver­la­gert worden.

Eini­ge Her­aus­for­de­run­gen waren zu meistern

Dafür, das „ver­wun­sche­ne Schloss“ sei­ner Kind­heit zu erwer­ben, hat Sascha Link einen guten Grund: Er woll­te nicht ein­fach in einem der moder­nen „Schuh­kar­tons“ leben, die heut­zu­ta­ge über­all rei­hen­wei­se in den Neu­bau­ge­bie­ten ent­ste­hen. Für die Ver­wirk­li­chung die­ses Traums gab es bei der Sanie­rung des fast 200 Jah­re alten Gebäu­des aller­dings auch eini­ge Her­aus­for­de­run­gen zu meis­tern. Etwa die Tat­sa­che, dass die Wän­de aus rund 60 Zen­ti­me­ter dickem Sand­stein bestehen. Oder dass man bei einem Haus, das unter Denk­mal­schutz steht, nicht ein­fach eine Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge aufs Dach schrau­ben konn­te, wie es bei Neu­bau­ten üblich ist.

Auf die Denk­mal­be­hör­den lässt Link trotz­dem nichts kom­men: „An den Stamm­ti­schen hört man immer nur, was man angeb­lich alles nicht darf. Aber das ist eine Behör­de, die ihre Daseins­be­rech­ti­gung hat und die wich­tig ist.“ In Zusam­men­ar­beit mit dem Denk­mal­amt ent­stand unter Feder­füh­rung von Link unter ande­rem ein Kon­zept zur zeit­ge­mä­ßen Behei­zung des Gebäudes.

Ver­zicht auf Dämm­plat­ten erfor­dert Speziallösung

Bis 2023 wur­den dafür meh­re­re ölbe­trie­be­ne Ein­zel­öfen genutzt, die über einen zen­tra­len Tank unter der Erde mit Brenn­stoff ver­sorgt wur­den. Jetzt sorgt dafür eine Kom­bi­na­ti­on aus einer Pel­letshei­zung und einer Wär­me­pum­pe, deren Betriebs­strom wie­der­um von einer PV-Anla­ge auf dem Dach der Stall­scheu­ne stammt. Die alten Ölöfen im Haupt­haus, die schön im Stil eines Kachel­ofens gestal­tet sind, will Link nach und nach auf Holz­feue­rung umstellen.

Aber nur für gele­gent­li­che „Lust­feu­er“, wie er es aus­drückt. Zum Bei­spiel dann, wenn man es sich im Win­ter bei einem pras­seln­den Feu­er daheim gemüt­lich machen will. Die schö­ne Sand­stein­fas­sa­de soll­te bei der Sanie­rung auf kei­nen Fall unter einer dicken Schicht Sty­ro­por ver­schwin­den, erklärt Link wei­ter. Und auch auf der Innen­sei­te der Außen­wän­de woll­te Link auf Dämm­plat­ten lie­ber verzichten.

Etwas schnel­ler und etwas größer

Was eine spe­zi­el­le Lösung bei der Dimen­sio­nie­rung der Hei­zung erfor­der­lich mach­te. Denn um mit einer Wär­me­pum­pe effi­zi­ent hei­zen zu kön­nen, müs­se die Vor­lauf­tem­pe­ra­tur der Heiz­an­la­ge mög­lichst nied­rig lie­gen, so Link. Nor­ma­ler­wei­se wür­de man dazu die Gebäu­de­hül­le mög­lichst gut däm­men, um den Bedarf an Heiz­ener­gie zu sen­ken. Was in die­sem Fall nicht mög­lich war.

Eine selbst pro­gram­mier­te Simu­la­ti­on ergab eine Lösung: Link instal­lier­te im Ver­gleich zur Norm­heiz­last des jewei­li­gen Rau­mes über­di­men­sio­nier­te Heiz­kör­per im gan­zen Haus. Der Trick: Das hei­ße Was­ser aus dem Puf­fer­spei­cher der Heiz­an­la­ge durch­läuft die Heiz­an­la­ge etwas schnel­ler als nor­mal und die Heiz­kör­per haben eine grö­ße­re Flä­che als nor­mal. Der dadurch grö­ße­re Durch­satz ermög­licht laut Link, die benö­tig­te Vor­lauf­tem­pe­ra­tur auf unter 50 Grad Cel­si­us zu reduzieren.

Die Wär­me­pum­pe ver­steckt sich am Rand des Hofs an einer Mauer.

Die Wär­me­pum­pe lie­fert 32 KW „was grob schon reicht“, erklärt Link. Zum Zufeu­ern in der kal­ten Jah­res­zeit steht noch eine Pel­letshei­zung mit 25 KW zur Ver­fü­gung. Inzwi­schen ist das Umbau- und Sanie­rungs­pro­jekt laut Link zu 80 Pro­zent abge­schlos­sen. „Und die letz­ten 10 Pro­zent schafft man eh nie. Das ist wie bei jedem ande­ren Pri­vat­haus auch.“

Die Lon­ner­stad­ter Bür­ger­meis­te­rin ist voll des Lobes

Voll des Lobes über das Pro­jekt zeigt sich auf Nach­fra­ge die Lon­ner­stad­ter Bür­ger­meis­te­rin Regi­na Bruck­mann: „Wir sind froh, dass ein jun­ger, dyna­mi­scher Unter­neh­mer aus Ails­bach die­ses Haus gekauft hat. Mit Sascha Link hat die­ses Haus nun einen neu­en Eigen­tü­mer gefun­den, der sich voll und ganz mit sei­nem Ort iden­ti­fi­ziert und sich der Wich­tig­keit die­ses Gebäu­des bewusst ist“.

Auch die Denk­mal­schüt­zer des Land­rats­amts Erlan­gen-Höchstadt sind zufrie­den und tei­len auf Nach­fra­ge mit: Die Bau­maß­nah­men „sind aus Sicht der Unte­ren Denk­mal­schutz­be­hör­de ein Bei­spiel für die Ver­ein­bar­keit von nach­hal­ti­ger Ener­gie­er­zeu­gung und dem Erhalt denk­mal­ge­schütz­ter Bau­ten“. Genau wie Kreis­hei­mat­pfle­ger Man­fred Wel­ker, der schreibt: „Ein Gebäu­de, das der­art vor­bild­lich saniert wur­de, ist auch ein gutes Vor­bild für wei­te­re Sanie­rungs­maß­nah­men im Markt Lonnerstadt“.

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